Blockwochen

Gegenwartswoche

Herberge zur Heimat - eine Institution für Männer

Die Herberge zur Heimat ist eine Institution für Männer, die keinen sozialen Rückhalt oder Suchtprobleme haben. Sie wohnen dort, erhalten Taschengeld und können sich eigentlich frei bewegen. Sie dürfen nur eines nicht: im Haus rauchen.
Wir fanden die Idee interessant, diese Institution, die, wie der Titel schon sagt, mitten in Zürich liegt und umgeben von teuren Boutiquen ist, kennenzulernen. Wir wollten wissen, ob die Lage der Herberge einen Einfluss auf die umgebenden Geschäfte hat, wie diese Männer zu dem Schicksal gekommen sind und wie man am besten mit solchen Leuten umgeht.
Der Terminplan gab vor, dass wir montags bis mittwochs alle Interviews und Recherchen erledigen sollten, um donnerstags und freitags Zeit zu haben, die Stellwand zu gestalten und unsere Präsentationen vorzubereiten.
Wir vereinbarten also all unsere Termine und führten als Erstes ein Interview mit einer ehemaligen Mitarbeiterin. Sie erzählte uns, wie der Alltag dort aussieht und sogar einige Geschichten dieser Männer. Sie räumte mit dem Vorurteil auf, dass diese Männer einfach zu faul seien, um zu arbeiten (nicht dass wir das dachten, aber im Volksmund denkt man so darüber) und erzählte uns, dass die meisten ziemlich harte Schicksalsschläge erlebt hatten, die sie aus der Bahn warfen. Dann sprach sie darüber, dass es zum Teil sehr hart sei, mit den Männern zu arbeiten und dass man vor allem ein starkes Auftreten brauche. Sie gab uns zudem einen Tipp: Wir als Schüler sollten, wenn wir auf der Strasse angesprochen würden, sagen, dass wir Schüler seien und dass wir noch nicht verdienten. Sie riet uns davor ab, ihnen Geld zu geben. Klüger sei es, ihnen etwas zu essen oder zu trinken anzubieten (vorausgesetzt, man habe etwas dabei.)
Am nächsten Tag gingen wir in die Herberge, um mit einem Mitbewohner und dem Administrator weitere Interviews zu führen. Wir teilten uns auf, darum kann ich nur vom Interview mit dem Bewohner der Herberge berichten. Es war ein sehr interessantes Gespräch. Er erzählte uns ein wenig von seiner Lebensgeschichte und sagte uns, dass die meisten von ihnen ausserhalb der Herberge einen kleinen Job hätten und dass sie manchmal Besuch von der Familie bekämen. Es sei sehr familiär und man habe ziemlich grosse Freiheiten. Es folgte ein kleiner Rundgang durch die Herberge.
Die Woche war bald vorbei und wir hielten unsere Präsentationen; da hiess es, man könne darüber abstimmen, welches Thema man am besten gefunden habe. Die Gruppe mit dem gewählten Thema dürfe dann vor dem gesamten dritten Jahrgang präsentieren. Es wurde uns mitgeteilt, dass wir unter anderen „auserwählt“ wurden, unser Thema allen Klassen vorzustellen. Wir dachten zuerst, dass wir das nicht tun wollten, doch eine nach der anderen packte dieser „Adrenalinkick“. Wir beschlossen, unser Thema zu präsentieren und mussten uns vorbereiten. Dazu wurden wir vom sonstigen Programm suspendiert.
Als es Mittag wurde, brachten wir keinen Bissen runter. Wir waren alle ziemlich nervös und bereuten unsere Entscheidung. Doch dann war es so weit: Unsere Stellwand erschien und wir mussten nach vorne. Ich erlaube mir sagen zu dürfen, dass wir uns wacker geschlagen haben, wenn man bedenkt, dass uns alle dritten Klassen zugesehen haben plus die Lehrer/-innen und Betreuer/-innen!
Wir hätten uns für diese Woche ein freudigeres Thema aussuchen können (und eines, das mehr zu Mädchen passt ...), aber wir haben viel gesehen und gelernt. Am Ende, denke ich, war es eine gute Entscheidung, etwas zu thematisieren, das sonst eher im Hintergrund steht.

Joséphine Marfurt, 3dN


Arbeitslose Jugendliche

Die Gegenwartswoche der dritten Klassen stand unter dem Oberthema „Diskriminierung“. Als Unterthemen zur Auswahl standen unter anderem die Themen Diskriminierung von Frauen, von Homosexuellen, von Ausländern, Diskriminierung infolge von Armut. Ich habe mich für Letzteres entschieden, weil es ein Thema ist, das einem nicht als Erstes in den Sinn kommt, wenn man an die Schweiz denkt! Die Schweiz gilt als wohlhabender Staat – ich wollte sehen, wie es um die verarmte Minderheit steht.
Am ersten Arbeitstag haben wir unsere Projektgruppe in Kleingruppen aufgeteilt, die dann verschiedenen Themenbereichen nachgingen. Meine Gruppe, bestehend aus vier Leuten, wählte das Thema „Arbeitslose Jugendliche“. Nun, es war nicht so leicht, wie wir uns gedacht hatten, an einen Jugendlichen ohne Arbeit zu gelangen. Doch wir wollten und sollten ein Interview machen und begaben uns also zur Arbeitslosenberatungsstelle der Uni Zürich. Diese konnte uns jedoch nicht weiterhelfen, da sie keine Korrespondenz führt und uns niemanden vermitteln konnte.
Nach einer langwierigen Suche im Internet und nach einigen Telefonaten entschlossen wir uns, am folgenden Tag getrennte Wege zu gehen: Kristof und Mike sollten eine Studentin interviewen, Daniela und ich bereiteten uns darauf vor, Umfragen zur aktuellen Situation der jugendlichen Arbeitslosen zu machen. Unsere Interviews machten Spass und waren brauchbar. Am Mittwoch erläuterten wir sie einander und werteten sie aus. Am Nachmittag besuchten alle Teilnehmer der Gruppe „Armut“ das „Vermittlungs- und Rückführungszentrum Zürich“. Wir nahmen an einer sehr informativen und spannenden Führung teil. Der anschliessende Kurzfilm und die Gespräche mit den Leitern waren sehr aufschlussreich und haben uns alle sehr deutlich auf die Probleme der „Randständigen“ aufmerksam gemacht.
Der Donnerstag war für die Gestaltung der Stellwände reserviert, und wie erwartet ergab sich das eine oder andere Problem. Doch spätestens um 19 Uhr war auch die letzte Gruppe mit ihrem Resultat zufrieden.
Der Freitag war, im Vergleich zu den vorangegangenen Tagen, ein sehr relaxter Tag. Am Morgen wurden in den Untergruppen Kurzreferate gehalten und die Ergebnisse ausgewertet. Anschliessend gingen wir zur gemeinsamen Besichtigung der Stellwände über. Am Nachmittag fand die öffentliche Präsentation sämtlicher Gruppenergebnisse sowie des Films des Doku-Teams statt. Highlight und zugleich auch der Abschluss der gelungenen Gegenwartswoche 2003 war die gesangliche Darbietung des „SCHMATZ“ (Schwuler Männerchor Zürich), die aus den meisten Gesichtern ein erstauntes oder wohlwollendes Lächeln hervorzauberte.
Ich persönlich möchte anmerken, dass ich von dieser Woche in jeder Hinsicht profitiert habe und durch Gespräche mit Betroffenen auf das Thema „jugendliche Arbeitslose“ sensibilisiert wurde.

Andrea Heller, 3fM
 

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