Projektwoche

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Projektwoche in Strasbourg


Blockwoche der Klasse 3fM mit Herrn Gattiker und Herrn Aeschbach
 
Nach einem Montag voller neuer Informationen über unser Reiseziel, Strassburg, und einem Stadtbummel vor Ort, waren wir bereit, diese fremde Stadt zu erleben. Der Tagesplan an diesem Dienstag bestand darin, frei an individuellen Projekten zu arbeiten, die Stadt in einer kleinen Gruppe kennenzulernen und anschliessend Vorträge vor Ort anzuhören.
Während des Erkundens der Stadt bemerkte ich, dass man von überall her Französisch hört, nie das Elsässische. Ich fand es jedoch sehr witzig, dass die Strassenschilder ab und zu doppelt benannt waren, zum Beispiel „d’Judegass“ und „la rue des juives“.
Der erste Platz für den geschichtlichen Teil bot der 142 Meter hohe Turm des berühmten Münsters, von welchem man einen fantastisch weiten Blick über die ganze Stadt hat. Die Führung um das und im Münster, geleitet von Schülern, war beeindruckend. „La cathédrale“ vereint drei verschiedene Epochen in ihrer Architektur: Romanik, Gotik und Renaissance. Die riesige Orgel und die astronomische Uhr im Inneren sind die bekanntesten Stücke des Münsters. Die astronomische Uhr stammt aus der Zeit der Renaissance und ist 18 Meter hoch. Die grosse Attraktion ist mittags, wenn die Figuren der Uhr zum Leben erwachen und zu tanzen beginnen.
Nach dem Staunen über das Münster wurde die Klasse von den dafür zuständigen Schülern durch die „Petite France“ geführt. Dieser Teil von Strassburg, das ehemalige Gerberviertel, beeindruckt durch seine Fachwerkhäuser, die Ill, die aus früheren Zeiten stammenden militärischen Einrichtungen und durch die Kirche St. Thomas. Keine dieser Sehenswürdigkeiten wurde während der Besichtigung ausgelassen. Dieser Stadtteil verzauberte die Klasse so sehr, dass an diesem Abend der Grossteil dort in einem niedlichen Restaurant sass, ass und den Sommerabend genoss.
Der erste Stopp der Carfahrt am Mittwoch war in Marckolsheim, wo wir einen kleinen Bunker der „Maginot-Linie“ besichtigten. Die Humanisten-Bibliothek mit ihren bedeutungsvollen Büchern durften wir uns in Selestat anschauen.
Das nächste und letzte Ziel war das Konzentrationslager Struthof. Auf einem Hügel, der, mit seinem grossen Wald und der weiten Aussicht, wie ein wunderschönes Feriendomizil wirkte, liegt das ehemalige Konzentrationslager beziehungsweise Arbeitslager. Bevor wir das eingezäunte Gebiet betreten konnten, hörten wir einen spannenden und gleichzeitig schockierenden Vortrag von drei Mitschülern, bei dem auch unsere Austauschschülerin aus Norwegen mitwirkte. Man erzählte uns, dass genau dieser Standort, so ferienartig wie er ist, gewählt wurde, weil die Gefangenen, neben unerträglicher körperlicher Anstrengung sowie zu wenig Essen und Demütigungen, dadurch zusätzliche psychische Folter erleben mussten.
Der Rundgang durch eine Schlafbaracke sowie die „Kremations- und Experimentierbaracke“ drückte auf die Stimmung. Durch das Vorwissen und unsere Vorstellungen erwachten die leeren Räume zum Leben, was sehr unangenehm war. Das Museum hatte eindrückliche Dokumente und Bilder, die genauso schrecklich waren. Die meisten liessen die vielen Eindrücke, die wir alle gesammelt hatten, während der Rückfahrt nach Strassburg, still aus dem Fenster schauend, auf sich wirken.
Am nächsten Tag war ich neugierig und aufgeregt. Zu zweit durften wir für unser „projet individuel“ einen Künstler interviewen und das Atelier mit seinen Werken besichtigen. Wir mussten uns früher als alle anderen auf den Weg machen, um pünktlich beim telefonisch festgelegten Treffpunkt zu sein. Aber, nicht anders erwartet, kommen Künstler grundsätzlich zu spät. Das Warten hatte sich dennoch gelohnt. Pascal Saveur, wie er sich freundlich vorgestellt hatte, war extrem gesprächig und gab sich mit dem Französisch grösste Mühe, versuchte sogar ab und zu komplizierte Dinge auf, natürlich gebrochenes, Deutsch zu erklären. Wir erfuhren extrem viel über ihn, seine Kunst und seine Ansichten über verschiedene spannende Themen. Ausserdem waren wir uns einig, dass er, der auch Kunst unterrichtet, bestimmt nahezu ein perfekter Lehrer in diesem Fachbereich sein müsse.
Nach einem „power-nap“, es war schon Mittagszeit, suchten wir ein schönes Restaurant in der Nähe und stiessen auf eine niedliche Crêperie. Hier entspannte ich mich mit meiner Projekt-Partnerin. Wir freuten uns auf ein leckeres Essen, das uns wieder auf die Beine bringen sollte. Danach übersetzten wir unseren Interview-Text für die bevorstehenden Präsentationen vor der Klasse ins Französische. Nach der Übersetzungsarbeit stand noch ein Museumsbesuch auf dem Programm. Da auf unserer Karte „le musée Tomi Ungerer“ falsch eingezeichnet war, hatten wir eine halbe Ewigkeit, es zu finden, was auf unsere Stimmung schlug. Schlussendlich schafften wir es aber, pünktlich und mit den zu erledigenden Arbeiten ins Hotel zurückzukommen.
Die ganze Klasse traf sich zum Rundgang mit dem Thema „Wilhelminisches Zeitalter“ und zum anschliessenden gemeinsamen Überraschungsabendessen. In einem zünftigen Restaurant-Keller wurden wir, alle mit Bauchschmerzen vor Hunger, mit Flammenkuchen „à discrétion“ verwöhnt. Dieses Abschlussessen war begleitet von angeregten Gesprächen, fröhlichem Gelächter und lustigen Fotos, die geschossen wurden.
Die individuellen Projekte wurden am Freitagmorgen vorgestellt. Darunter waren Interviews mit Tramchauffeuren, Künstlern, Rezeptionisten, Metzgern und vielen weiteren spannenden Personen. Danach hatten wir bis zur geplanten Rückreise noch Freizeit. Jeder verabschiedete sich auf seine Art von Strassburg.
Im Zug kurz vor Basel herrschte plötzlich grosse Aufregung. Ein Rucksack war verschwunden. Es stellte sich heraus, dass ein Geschäftsmann, aus Versehen, anstatt seinen Rucksack beim Aussteigen mitzunehmen, einen von unseren erwischt hatte. Es wurde mit Bahnmitarbeitern gesprochen und herumtelefoniert. Alles wurde geregelt, doch eine kleine Gruppe musste in Basel auf den mit dem nächsten Zug kommenden Rucksack warten. Alle anderen führten die Rückreise wie geplant weiter. Abends, um zahlreiche Erfahrungen und Erlebnisse reicher, kamen wir in das gewohnte Zürich zurück.
 
Meret Vogel, 3fM